21. September 2022

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Lässt sich aus einem Gesicht tatsächlich so etwas Grosses wie die Lebensaufgabe herauslesen? Und was können wir von einem Gesichtleser lernen über Talente, Lebensaufgaben und Persönlichkeit? Aktuell rankt das Buch "Ich lese deine Lebensaufgabe" von Eric Standop in den Bestsellerlisten. Ich habe es gelesen und für euch besprochen.

Sehnsucht nach einem authentischen Leben

"Die Themen meiner Readings hielten sich über Jahre stets die Waage, bis sich vor etwa drei Jahren eine erstaunliche Entwicklung in Gang setzte. Immer mehr Menschen erkundigen sich nun nach ihrem Daseinszweck, nach dem Sinn ihres Lebens", schreibt Eric Standop im Prolog.

Das deckt sich mit meiner subjektiven Wahrnehmung. Möglicherweise ist diese vermehrte Suche nach dem Sinn des Lebens einer der Gründe, die zum Trend der freiwilligen Kündigung der Arbeitsstelle, der "Great Resignation", beiträgt.

Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist letztlich die Suche nach einem authentischen Leben. Wer lebt authentisch? Eric Standop beschreibt das so:

Wem es gelingt, seine eigene, ihm von Geburt an innewohnende Persönlichkeit zu fördern und ohne große Einschränkungen auszuleben, wer den Großteil seiner Talente nutzt – sei es beruflich oder im Privatleben –,wer sich nicht über eine Gruppenzugehörigkeit definiert, sondern über seine ureigene Individualität und diese gewinnbringend für sich und andere einsetzt – der lebt authentisch.

Berufung, Bestimmung, Persönlichkeit

Bevor Eric Standop ins Gesichtlesen einsteigt, beschreibt er, was er unter Begriffen wie Lebensaufgabe, Berufung, Bestimmung, Persönlichkeit, Charakter und Identität versteht.

Hier zwei Zitate zu Berufung und Bestimmung:

Berufung

Viele Menschen verbinden [diesen Begriff] wegen der Nähe zum Beruf mit Arbeit, sie meinen also mit Berufung sei ein bestimmter Job gemeint, den wir finden und ausüben müssen, um glücklich zu sein. Diese Vorstellung hat jedoch einen Haken. Wir separieren damit unseren Beruf von unserem restlichen Leben. Aus diesem Verständnis entstehen dann weitere irreführende Begriffe wie "Work-Life-Balance", also die anzustrebende Balance zwischen der Arbeit und dem Leben.

Diese Aussage deckt sich mit meiner Sicht durch die Brille des spielerischen Lebens. Aus dieser Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen Spielen, Arbeiten und Leben.

Bestimmung

Für Gesichtleser ist der Mensch bei seiner Geburt zwar mit einem Bauplan oder einem Grundriss versehen, doch wie wir diesen ausgestalten, wie das Haus unseres Lebens dann schließlich aussieht, das ist von niemandem vorgegeben, das entscheiden wir selbst.

Auch das entspricht meinen Überzeugungen, gemäss der wir so etwas wie einen inneren Kompass haben.

Die klare Abgrenzung solcher Begriffe hilft, das Vorgehen beim Gesichtlesen zu verstehen.

Aus dem Untertitel des Buches "Wie wir Talente und Berufung im Gesicht erkennen und gewinnend leben" entstehen nun aber hohe Erwartungen.


Lässt sich die Lebensaufgabe in Gesichtern erkennen?

Eric Standop beschreibt zuerst, wie Gesichtleser:innen die Persönlichkeit aus der Gesichtsform erkennt. Er stellt die üblichsten neun Gesichtsformen vor, verweist aber darauf, dass es weitere gibt. Die meisten Gesichter seien eine Mischung von zwei oder mehr Formen. Trotzdem ist die Anzahl Kombinationen beschränkt, so dass die Gesichtsform lediglich erste Anhaltspunkte für die Persönlichkeit geben kann.

Anhand von Beispiel-Readings – wie die Sitzungen bei Gesichtleser:innen genannt werden – erhalten Leserinnen und Leser einen Eindruck, welche zusätzlichen Anhaltspunkte für Gesichtleser:innen von Bedeutung sind: Falten, Nasenform, Lippen, Augen, Ohren – alles hat eine Bedeutung.

Zusätzlich seien auch Mimik und die Stimme wichtig.

Wenn Klient:innen ihre Lebensaufgabe erfahren möchten, führt der Weg über die Talente, die sich aus den Gesichtszügen, der Mimik und der Stimme ableiten lassen. Die Kombination der Talente führt zu einem bestimmten Archetyp, der letztlich zur Lebensaufgabe führt.

Macht beispielsweise die Gesichtform wirklich eine Aussage zur Persönlichkeit? Hm, wir wissen es nicht. Dass aber das Leben sich in den Gesichtszügen widerspiegelt, also eine Person, die beispielsweise verbissen durchs Leben geht, Falten hat, die ihr ein verbissenes Aussehen verleihen, kann ich mir gut vorstellen.

Weitere Möglichkeiten, die Lebensaufgabe zu finden

Im hinteren Teil des Buches listet der Autor weitere Methoden, um die Lebensaufgabe zu finden. Hier zwei Beispiele:

Der erlebnisorientierte Ansatz

Dem erlebnisorientierten Ansatz liegt die Idee einer Art Lernschleife zugrunde, die uns diesem Moment näher bringt. Ziel ist es, dass du verschiedene Dinge austestest und Erlebnisse initiierst, um herauszufinden, was dir liegt. Deine Erfahrungen kannst du dann reflektieren und die nächsten Schritte auf den Erkenntnissen aufbauen, die du gewonnen hast.
[...]
Probiere dich aus. Begib dich in neue inspirierende Umgebungen. Tue Dinge, die dir Freude bereiten, unabhängig davon, ob du damit einem Ziel näher kommst. Einfach der Freude wegen. Gehe an Orte, an die es dich – aus bisher unbekannten Gründen – schon lange zieht.

Diesen Ansatz nutzen wir im Magic Campus, dem dritten Bildungsweg für Jugendliche, die von Anfang an ihrem Herzen folgen wollen. In einer ersten Phase haben sie dort Zeit, vielfältige selbstgewählte Projekte anzupacken, die Erfahrungen zu reflektieren und sich so selbst auszuprobieren und besser kennen zu lernen.

Erinnerungen an die Kindheit

In unserer Kindheit liegt noch ein weiterer, vielleicht der wichtigste Schlüssel zu unserer Berufung. Menschen, die ihre Berufung kennen und sie leben, berichten häufig von prägnanten Erinnerungen aus ihrer Kindheit. Das sind Momente, in denen sie bereits als Kind eine Vorahnung hatten, was sie später tun oder von was sie umgeben sein würden.
Deine frühkindlichen Neigungen, deine Hobbys, die Beschäftigungen, denen du mit Leidenschaft nachgegangen bist, können Hinweise darauf sein, was dir entspricht. Verbinde dich mit deinen Wurzeln und blende andere Stimmen (zum Beispiel die deiner Eltern) aus. Fühle, ob es ein Muster oder einen Kern gibt, der dir Hinweise auf deine tiefsten Wünsche gibt.

Auch dieser Ansatz spielt im Magic Campus eine wesentliche Rolle. Jede Faszination, egal ob sich diese in der Kindheit, der Jugendzeit oder im Erwachsenenalter zeigt, macht eine Aussage über die jeweilige Persönlichkeit.

Im Magic Campus verwenden wir das Antriebskraft-Coaching, das noch eine Ebene tiefer geht. Wir fragen zu jeder Faszination, was daran die Jugendlichen – oder auch Erwachsenen – fasziniert. Diese Gründe wiederholen sich ein Leben lang. Jeder Mensch hat typischerweise zwischen vier und sieben solcher Antriebskräfte, wie wir die sich wiederholenden Gründe nennen.

Fazit

Wer erwartet, nach dem Lesen dieses Buches gesichtlesen zu können, wird enttäuscht. Vermutlich wirst du dein Gesicht immer wieder im Spiegel studieren, wirst aber höchstens ganz vage Aussagen machen können.

Stattdessen vermittelt das Buch einen Eindruck, wie Gesichtleser:innen vorgehen. Mehrere konkrete Readings sind beschrieben. Natürlich werden diese als erfolgreich und für die Klient:innen als wegweisend dargestellt. Als Leser kann ich nicht beurteilen, ob diese Darstellung der Wirklichkeit entspricht.

Unabhängig davon waren die fundierten Gedanken und die Erfahrungen von Eric Standop zu Persönlichkeit, Talenten & Lebensaufgabe für mich durchaus bereichernd.

Hast du Erfahrungen mit Gesichtlesen? Warst du selbst mal in einem Reading? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Ich freue mich über deine Kommentare.

Weitere Informationen zum Buch und zu Eric Standop

Buchcover: Eric Standop - Ich lese deine Lebensaufgabe

Was ist meine Lebensaufgabe? Wer bin ich wirklich? Der bekannte Gesichtlesemeister Eric Standop weiß, dass die Antworten auf diese Fragen in unserem Gesicht zu finden sind. Er hilft uns, sie unter anderem anhand der Archetypen des Siang Mien, der chinesischen Gesichtlesekunst, zu entschlüsseln. Sind wir Sternensucher oder Brückenbauer, Schutzengel oder Magier der Nacht? Jeder von uns ist mit einer Berufung sowie einzigartigen Talenten auf die Welt gekommen. Wie wir sie erkennen und gewinnend leben können, das zeigen 

- zahlreiche Illustrationen,

- klare, wegweisende Typologien,

- und faszinierende Fallgeschichten. 

Damit auch wir unser Potenzial erkennen und zu einem erfüllten Leben finden.

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Über den Autor

Nando Stöcklin

studierte Ethnologie und promovierte in Pädagogik. Beruflich beschäftigte er sich als Forschungsmitarbeiter mit den Auswirkungen der digitalen Transformation und mit Spielen. Er ist überzeugt, dass ein natürliches, gesundes Leben sich genauso magisch anfühlt wie Spielen. Mithilfe des von ihm entwickelten Magie-Mischpults hilft er als Magie-Doktor Menschen zurück in das natürliche Spiel des Lebens.

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