19. Dezember 2019

 Min. Lesezeit

Die digitale Transformation krempelt gegenwärtig unsere Gesellschaft um. Unter anderem auch unser Verständnis von Lernen und Arbeiten. Die Auswirkungen werden noch immer massiv unterschätzt.

Meine These:

Spielen ist das Lernen und Arbeiten des 21. Jahrhunderts.

3 Leitmedienwechsel: Alphabet → Buchdruck → Internet

Medientheoretiker rücken die Kommunikation in den Mittelpunkt. Kommunikation durchdringt alles, auch wie wir lernen und arbeiten. Sie betrachten, wie die dominierende Kommunikationsart – das Leitmedium – die Gesellschaft formt.

Orale Kultur | Sammler & Jäger

Jäger und Sammler

Unsere frühen Vorfahren waren Jäger und Sammler. Sie haben mündlich kommuniziert. Über Generationen hinweg wurden Informationen meist mittels Riten weitergegeben. Die Ausbildung der Jungen erfolgte direkt in den Gruppen. Jüngere übten spielerisch, was Erwachsene taten. Nur vereinzelt gab es Ausbildungen zu Spezialisten (v.a. Medizinleute).

Schriftkultur | Ackerbau & Viehzucht

Ackerbau und Viehzucht

Die Entwicklung des Alphabets und die gesellschaftliche Transformation der Jäger-und-Sammler-Kulturen zu Ackerbau-und-Viehzucht-Kulturen gingen Hand in Hand. Damit ist bereits beschrieben, dass sich die Art des Nahrungserwerbs änderte. Es entstanden Handwerksberufe und im Dunstkreis der Religion Gelehrte. Junge Menschen konnten direkt einen solchen Beruf erlernen.

Print-Gesellschaft | Industrialisierung

Industrialisierte Gesellschaft

Der Buchdruck überführte die Ackerbau-und-Viehzucht-Kultur in eine industrialisierte Gesellschaft. Die meisten von uns wurden in diese Kultur geboren. Wieder änderte sich die Art, wie wir unseren Teller füllten. Um das Potenzial des Buchdrucks zu entfalten, war es wichtig, dass nicht nur einige wenige Lesen und Schreiben konnten, sondern möglichst alle. Vor die Spezialisierung wurde eine Allgemeinbildung geschoben, die Schule, wie wir sie kennen.

Internet-Kultur | Digitalität

Digital geprägte Gesellschaft

Nun transformiert das Internet unsere Gesellschaft ein weiteres Mal. An diesem Punkt lassen wir offen, in welche Richtung die digitale Transformation geht. Es lässt sich aber bereits jetzt vermuten, dass auch diesmal die Art und Weise, wie wir unsere Nahrung sichern und wie junge Menschen lernen eine andere sein wird, wie vorher. Die Lohnarbeit und die Schule des Industriezeitalters dürften in dieser Form ausgedient haben.

Die Übergänge von einer Kultur in die nächste sind fliessend. Diese vier Kulturen sind demnach wie vier Farben auf einer Farbskala mit vielen Mischfarben dazwischen.

Lernen und Arbeiten in verschiedenen Kulturen

Hohe Dynamik

Die digitale Transformation stellt also nach der mechanischen und der durch das Alphabet ausgelösten Transformation der dritte fundamentale Gesellschaftswechsel der Menschheitsgeschichte dar. Neu ist das hohe Tempo. Überdauerten die früheren Transformationsprozesse mehrere Generationen, kann jetzt eine einzige Generation den Hauptschub der digitalen Transformation miterleben. Das ist spannend, kann aber auch überfordern.

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So tickte die industrialisierte Gesellschaft

Wenn du vor der Jahrtausendwende geboren wurdest, kennst du die industrialisierte Gesellschaft. Wie gut kann man aber eine Farbe kennen, wenn ALLES die selbe Farbe trägt? Wenn alles blau ist, wissen wir nicht, was blau ist. Erst wenn gelb dazukommt (oder eine andere Farbe) realisieren wir den Kontrast, realisieren wir, was blau ist.

Die Digitalität ist dieser Kontrast. Dank ihr erkennen wir das Wesen der industrialisierten Gesellschaft viel klarer.

Normierte Waren

Normierte Waren

Die zentrale Eigenschaft der industrialisierten Gesellschaft ist die Normierung. Mechanische Maschinen unterstützten uns bei Fertigungsprozessen. Sie verlangten nach Normierung. Das Einstellen der Maschinen kostete viel Zeit. Deshalb waren die Industriellen interessiert, die Maschinen möglichst selten umstellen zu müssen. Beispielsweise eine Abkantmaschine wurde für eine ganze Serie Bleche eingestellt. Ein Arbeiter jagte vielleicht tausend Blechstreifen durch die Maschine und kantete sie ab. Anschliessend wurde die Maschine anders eingestellt, damit andere Bleche mit anderen Massen wiederum richtig abgekantet wurden.

Was kam aus den Maschinen raus? Normierte Waren.

Normierte Jobs

Weiter wurden die Tätigkeiten zerstückelt (arbeitsteilige Produktion, Taylorismus). Der Arbeiter an der Maschine bediente nur die Maschine. Der Zeichner zeichnete die Fertigungsteile. Der Vertriebler sprach mit potenziellen Kunden. Undsoweiter. Durch diese Zerstückelung der Prozesse gewann die Fertigung massiv an Tempo. Die Produktionskosten purzelten in den Keller.

Was kam aus diesen Prozessen raus? Normierte Jobs.

Normierte Jobs
Normierte Berufe

Normierte Berufe

Menschen mussten für diese Jobs optimiert werden. Die Jobs wiederholten sich. Eine Maschine verlangte immer nach Menschen, die damit umgehen konnten. Genauso war es auch bei den anderen Prozessen in der Fertigungslinie. Nicht zu vergessen: Die Industrialisierung machte einen mächtigen Verwaltungsapparat notwendig. Auch da waren standardisierte Berufe praktisch.

Was kam aus diesen normierten Jobs raus? Normierte Berufe.

Normierte Ausbildungen

Normierte Berufe wurden geformt durch Diplome. Diplome, die bestätigen, dass Zeichnerin A zeichnen konnte und Mechaniker B sich mit Maschinen auskennt. Diese Diplome mussten durch entsprechende Ausbildungen erworben werden.

Was kam aus normierten Berufen raus? Normierte Ausbildungsgänge.

Normierte Ausbildungen

Lohnarbeit

Für Menschen, die während der industrialisierten Zeit aufgewachsen sind, ist das ganz normal: Nach der Ausbildung suchten sie sich eine Arbeitsstelle. Das ist aber alles andere als selbstverständlich, sondern recht neu. Jäger und Sammler taten dies genauso wenig wie die meisten Menschen der Ackerbau- und Viehzuchtgesellschaften.

Menschen, die Maschinen besassen, benötigten Menschen, die an diesen Maschinen arbeiteten. Regierungen brauchten Menschen, die in ihrer immer komplexeren Verwaltung arbeiteten. Die Lohnarbeit hielt flächendeckend Einzug.

Leistungsorientierung

Kompass und Karte

Was bedeutet Lohnarbeit genau? Eine Person A arbeitet für eine Person B. B definiert die Pflichten, die A für einen bestimmten Lohn zu erbringen hat. Die Leistung. Wurde die Leistung erbracht oder gar übertroffen, ist alles im Grünen. Wenn nicht, war dank der normierten Ausbildungen bald jemand da, der A ersetzen konnte. Arbeitnehmende waren also bestrebt, die geforderte Leistung zu erbringen.

Das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Daran orientierte sich die ganze Gesellschaft.

Leistung erbringen ist das Paradigma der industrialisierten Gesellschaft.

Genauso wie der Kompass sich nach Norden ausrichtet, richtete sich die industrialisierte Gesellschaft nach den Leistungserwartungen von Dritten aus.

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Leistungsorientierung widerspricht den menschlichen Bedürfnissen

Orientierung an Leistungserwartungen von Dritten geht gegen die menschlichen Grundbedürfnisse. Menschen haben drei psychologische Grundbedürfnisse. In Kürze (ausführliche Infos gibts im Artikel Glücklich sein. Ein verblüffend einfacher Weg):

  • Autonomie: Menschen möchten das Gefühl haben, ihre Handlungen selbst bestimmen zu können.
  • Kompetenz: Menschen möchten kompetent auf ihre Umwelt einwirken können.
  • Soziale Eingebundenheit: Menschen möchten sozial eingebettet sein.

Unter anderem heisst das, dass wir das tun wollen, was unserem Innersten entspringt. Müssen wir Erwartungen von Dritten erfüllen, werden wir daran gehindert.

Weshalb haben Arbeitnehmer in der industrialisierten Gesellschaft sich trotzdem auf Lohnarbeit eingelassen? Weshalb haben sie sich an äusseren Leistungserwartungen orientiert?

Leistungsprogrammierung in Schule & Elternhaus

Bereits in der Schule wurden junge Menschen auf diese Leistungsorientierung vorbereitet. Genauso wie in der Arbeitwelt Pflichtenheft und Stellenbeschriebe die zu erbringende Leistungen definiert haben, definierten der Lehrplan, die Lehrmittel und die Lehrpersonen, mit was sich die Kinder und Jugendlichen zu beschäftigen hatten.

So wurden junge Menschen auf Leistung getrimmt.

Die Schule war aber nicht der einzige Faktor. Eltern, die selbst leistungsprogrammiert waren, halfen fleissig mit. Wie das ganz unbewusst gehen kann, habe ich in diesem kurzen Video erklärt:

Dies ändert sich mit der digitalen Transformation

Nachdem wir zuvor die Änderungen der digitalen Transformation aus medientheoretischer Perspektive betrachtet haben, fügen wir nun zwei weitere Perspektiven hinzu: Die informatische und die arbeitsmarktliche.

Änderungen aus Sicht der Informatik

Aus informatischer Sicht bringen die digitalen Technologien drei Neuerungen:

  • Digitalisierung (im engeren Sinne): Informationen, die früher analog gespeichert waren, werden nun digital als 0 und 1 gespeichert: Bilder, Videos, Texte, Audio-Dateien. Das eröffnet neue Möglichkeiten. Zum Beispiel können digitale Informationen durchsucht und praktisch kostenlos vervielfältigt werden.
  • Automatisierung: Aufgaben können Algorithmen beigebracht werden. Somit sind Computer und Roboter in der Lage, Aufgaben für Menschen zu erledigen. Künstliche Intelligenz erweitert diese Möglichkeiten stetig.
  • Vernetzung: Computer können dank dem Internet miteinander vernetzt werden und damit auch die Menschen, die diese Computer steuern.

In Kombination eröffnen diese drei Neuerungen der digitalen Transformation mächtige Instrumente. Wir sind über soziale Netzwerke jederzeit miteinander verknüpft. Siri, Alexa & Co. können uns immer mehr Fragen beantworten. Geheimdienste können so ziemlich alles abhören, was über digitale Kanäle läuft.

Veränderungen des Arbeitmarktes

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Ökonomen beobachten und vermessen den Arbeitsmarkt schon lange. Hier beispielsweise eine Studie aus den USA:

In dieser Studie wurden sämtliche Jobs in fünf Kategorien eingeteilt. Dann wurde regelmässig gemessen, wie sich diese Kategorien entwickeln. In welcher Kategorie gibt es immer weniger Jobs? In welcher immer mehr?

Auffällig sind drei Aspekte:

  1. Es gibt in den USA immer weniger Tätigkeiten, die auf Handarbeit basieren (violette Kurve). Dies dürfte eine Folge der mechanischen Maschinen sein, die immer mehr Tätigkeiten übernehmen konnten. Aber auch die Globalisierung dürfte eine Rolle spielen, indem Jobs beispielsweise nach Asien ausgelagert wurden.
  2. Ab ca. 1980 hielten Computer Einzug in die Privatwirtschaft. Diese Computer konnten Tätigkeiten übernehmen. Welche Tätigkeiten? Solche, die sich immer wiederholten. Die also einem Algorithmus beigebracht werden konnten. Folge: Routinetätigkeiten, wie sie durch die beiden blauen Kurven repräsentiert werden, gibt es immer weniger.
  3. Hingegen entstehen immer mehr Jobs, bei denen Kreativität, Problemlösefähigkeit und Sozialkompetenz wichtig sind.

Der erste Trend ist gestoppt. Vor allem der zweite dauert an.

Zusammenfassend gibt es also aufgrund der digitalen Transformation immer weniger Routinetätigkeiten, da diese von Computern übernommen – aus Sicht des Menschen automatisiert – werden. Stattdessen kommen immer mehr Jobs mit hohen Anforderungen an Kreativität, Problemlösefähigkeit und Sozialkompetenz hinzu.

Wie aus dieser Grafik zu sehen ist, herrschen in der Schweiz dieselbe Trends vor (die Kurve der Kategorie "Nicht-Routine manuell" ist deckungsgleich mit der Kurve der Kategorie "Nicht-Routine-Service" und deshalb in der Grafik nicht sichtbar):

Digitale Transformation: 4 Beispiele für Tätigkeiten, die automatisiert werden können

Lokomotivführer*in

Züge können ohne Lokomotivführer*in losgeschickt werden. Sie stoppen automatisch und fahren automatisch wieder ab. Wer etwa in den letzten Jahren mal mit dem Skytrain in Vancouver gefahren ist, kennt das.

Kassierer*in

In Warenhäusern können Konsumentinnen und Konsumenten ihre Ware selber scannen und bezahlen.

Lagermitarbeitende

Intelligente Lagerroboter kennen die Bestellungen und können den Lagermitarbeitern die richtigen Gestelle bringen. So brauchen die Lager-mitarbeitenden die bestellte Ware nur noch aus den Gestellen zu nehmen und zu versenden. Zuvor mussten sie ähnlich wie in einem Warenhaus durch das Lager schreiten und die Waren aus den entsprechenden Gestellen holen.

Autobauer

Roboter spielen beim Bau von Autos eine wichtige Rolle. Sie können präzise Handgriffe erledigen, die zuvor Menschen gemacht haben.

Wer muss um den Job fürchten?

Zwei Forscher haben für rund 700 Berufe errechnet, mit welcher Wahrscheinlichkeit dieser Beruf bis ca. 2030 komplett durch neue Technologien übernommen werden kann. Dafür schauten sie an, wie viel Routine in einem Beruf steckt. Je mehr sich Tätigkeiten bei einem Beruf ständig wiederholen, desto leichter lässt er sich ersetzen.

Insgesamt sind laut der Studie 47 Prozent aller Arbeitsstellen in den USA gefährdet. Die Regierung Deutschlands hat die Studie auf Deutschland übertragen lassen. Ergebnis: In Deutschland sind demnach 42 Prozent aller Arbeitsstellen gefährdet.

Wie sieht es mit deinem Beruf aus? Auf dieser Website erhältst du eine Antwort.

So verändert die digitale Transformation die Arbeitswelt

Zusammenfassend sticht folgende Erkenntnis ins Auge: Die digitale Transformation lässt immer mehr Routinetätigkeiten verschwinden. Stattdessen entstehen neue Jobs mit hohen Anforderungen an Kreativität, Problemlösefähigkeit und Sozialkompetenz.

Oder andersrum: Der Mensch positioniert sich neu neben den Computern. Er konzentriert sich auf Aufgaben, die der Computer (noch) schlecht kann. Das sind menschliche Tätigkeiten.

Roboterartige Tätigkeiten werden von Robotern übernommen und wir Menschen können wieder Menschen sein.

– Unbekannter Workshopteilnehmer

Das Paradigma der digital geprägten Gesellschaft

Eine wichtige Frage ist noch offen: Die industrialisierte Gesellschaft orientierte sich an Leistungserwartungen Dritter. Diese ist vor allem der Normierung geschuldet. Mit jeder Routinetätigkeit, die an Algorithmen ausgelagert wird, schwindet der Bedarf an Normierung von Menschen. Neu erbringen Computer solche normierten Leistungen.

Das Paradigma der industrialisierten Gesellschaft löst sich in nichts auf. Der Nordpol verschwindet. An was orientiert sich der Kompass nun?

Meine These: Die digital geprägte Gesellschaft orientiert sich am Wesen des Spiels, wobei ich unter Spiel eine selbstbestimmte Herausforderung verstehe, mit einem Ziel, das im Spiel selbst liegt.

Drei Gründe bewegen mich zu dieser Annahme:

  • Beim Spielen fördern wir Kreativität, Problemlösefähigkeit und Sozialkompetenz. Genau die Fähigkeiten, die in Zukunft gebraucht werden: 
  • Eine wesentliche Komponente, die das Spiel auszeichnet, ist das Unbekannte. Beim Spielen ist der Weg unklar. Wir wissen nie, was als nächstes geschieht. Genau diese Fähigkeit ist enorm wichtig in der ebenso enormen Dynamik der digital geprägten Gesellschaft. Das Tempo ist so hoch, dass sich kaum mehr voraussagen lässt, was als nächstes passiert. Wer oft spielt, ist sich gewohnt, mit diesen Unsicherheiten zurechtzukommen.
  • In Zukunft sind wir nicht mehr erfolgreich, wenn wir Anforderungen von anderen sorgfältig und zuverlässig erfüllen. Wir sind erfolgreich, wenn wir spielen. Diesen Punkt möchte ich gleich ausführen.

4 Motivationsarten

Es gibt vier Motivationsarten. Sie lassen sich auf einer Skala von fremdbestimmt (Belohnung) zu selbstbestimmt (innerer Drang) einordnen.

Belohnung

Status

Sinn

Innerer Drang

Wie lassen sich leistungsorientierte Menschen motivieren?

In der industrialisierten Welt haben sich die allermeisten Menschen von der Belohnung her orientiert. Oberste Priorität hatte, eine der Arbeitsstellen zu ergattern. Eine sichere Arbeitsstelle zu haben.

War dies geschafft, konnten die Menschen sich ihrem Status widmen, indem sie die Karriereleiter nach oben zu klettern versuchten.

Ist der Job auch wirklich sinnvoll? Das war für die meisten Menschen weniger wichtig als die ersten beiden Kriterien.

Und kann ich dabei meine Leidenschaften leben? Glücklich war, wer das geschafft hat!

Eine Ausnahme waren Künstlerinnen und Künstler. Diese haben sich vor allem an ihren Leidenschaften orientiert. Sie sind beim inneren Drang eingestiegen und nicht bei der Belohnung.

Die primäre Suche nach einer sicheren Arbeitsstelle ist nichts anderes als Leistungsorientierung.

Wie lassen sich spielorientierte Menschen motivieren?

Künstlerinnen und Künstler spielen. Sie tun das, was ihrem Innersten entspringt. Sie und andere spielorientierte Menschen starten beim inneren Drang.

  1. Sie leben ihre Leidenschaft.
  2. Das fühlt sich für sie absolut stimmig an, erscheint ihnen sinnvoll.
  3. Wer seine Leidenschaft, seine Einzigartigkeit lebt, ist richtig gut darin. Das spricht sich zumindest in der entsprechenden Nische herum. Somit baut sich der Status automatisch auf. 
  4. Der letzte Schritt ist der entscheidende. Und genau da gab es in der industrialisierten Gesellschaft einen Bruch. Dieser Bruch ist schuld, dass nicht alle Menschen ihre Leidenschaften gelebt haben, sondern ihr Leben in einer Mine, einer Verwaltung oder einer Fabrik verbrachten. Der Bruch: Es war schwierig, den Status in Geld umzusetzen. Das Internet überbrückt diese Kluft zwischen Status und der Belohnung (Geld). Unsere Leidenschaften sind sehr spezifisch. Wer interessierte sich für sie? Wer kaufte sich die Leistungen, die wir mit unserer Leidenschaften erbringen konnten? In der industrialisierten Gesellschaft waren das meist sehr wenige, weil wir primär auf unsere Region beschränkt wahrgenommen wurden. Dank dem Internet kannst du dir viel leichter dein Zielpublikum aufbauen (Stichwort: Long Tail). Und damit mit deiner Leidenschaft Geld verdienen.

Spielorientierte Menschen starten also beim inneren Drang. Sie leben ihre Leidenschaft und verdienen sich damit ihren Lebensunterhalt. Mit anderen Worten: Sie designen sich selbst ihren Job.

Erkenntnis: Arbeiten ist Spielen

So kannst du dir deinen Job designen

Die grösste Herausforderung auf dem Weg zu einem selber designten Job steht ganz am Anfang: Die meisten von uns sind leistungsprogrammiert. Wir wissen nicht, was unsere Leidenschaft ist. Doch das kannst du ändern:

1

Finde heraus, was dich einzigartig macht.

2

Überlege dir, welche Probleme du dank deiner Einzigartigkeit lösen kannst.

3

Entscheide dich für ein Problem.

4

Überlege dir, welche Menschen dieses Problem haben.

5

Überlege dir, wo du diese Menschen finden kannst.

6

Erarbeite dir deine Dienstleistung, dein Angebot, um diesen Menschen zu helfen.

7

Mache die Menschen mit dem gewählten Problem auf dein Angebot aufmerksam.

Der Artikel "Wie dein beruflicher Neuanfang dir das bringt, was du dir insgeheim wünschst" bietet weitere Information, wie du dir im 21. Jahrhundert deinen Traumjob designen kannst.

Wie verändert sich Lernen?

Diese Frage ist fies. Lernen verändert sich nicht, das ist ein Prozess, der in uns vorgeht. Es ändert sich aber die Sicht auf das Lernen, welches Umfeld wir Lernenden bieten.

Fassen wir die Veränderungen durch die digitale Transformation zusammen:

  • Normierte Waren werden vermehrt individuelle Dienstleistungen
  • Aus normierten Jobs werden vermehrt individuell gestaltete Jobs
  • Normierte Berufe gibt es immer weniger, weil immer mehr Menschen ihren eigenen, individuellen Beruf haben

Die Erkenntnis: Wozu soll unsere Gesellschaft unseren Nachwuchs normiert ausbilden? Das ergibt aus heutiger Perspektive keinen Sinn mehr.

Wie sieht eine Ausbildung aus, die nicht normierten Pfaden folgt? Genauso, wie Lernen vor der Einschulung erfolgt. Durch Lernen. 

Wer spielt, widmet sich einer Herausforderung, die seinem Innersten entspringt. Herausforderungen sind Tätigkeiten, die genau den aktuellen Fähigkeiten entsprechen und diese erweitern. Spielen ist der natürliche Weg zu lernen. Und der effizienteste und effektivste.

Kinder im Vorschulalter spielen. Dank der digitalen Revolution ist es auch Erwachsenen möglich, ihre Leidenschaft beruflich auszuleben, zu spielen. 

Somit ist es nicht mehr nötig, Kinder vom Spielen abzuhalten und auf Leistung zu trimmen. Wir können Kinder einfach spielen lassen. 

Erkenntnis: Lernen ist Spielen

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Fazit

Es gibt vier Möglichkeiten, mit den neuen gesellschaftlichen Spielregeln umzugehen. Potenziell lässt die digitale Transformation uns Menschen wieder Mensch sein. Sie lässt uns das tun, was unserem Innersten entspringt. Sie lässt uns zurückkehren zu uns. Zurückkehren ins Spiel. Denn: Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte verbrachten wir spielerisch – viele Jäger-und-Sammlerkulturen kannten das Konzept von Schuften genauso wenig wie jenes von Büffeln.

Spielen ist das Lernen und Arbeiten des 21. Jahrhunderts.

Über den Autor

Nando Stöcklin

studierte Ethnologie und promovierte in Pädagogik. Beruflich beschäftigte er sich als Forschungsmitarbeiter mit den Auswirkungen der digitalen Transformation und mit Spielen. Er ist überzeugt, dass ein natürliches, gesundes Leben sich genauso magisch anfühlt wie Spielen. Mithilfe des von ihm entwickelten Magie-Mischpults hilft er als Magie-Doktor Menschen zurück in das natürliche Spiel des Lebens.

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Kommentare

  • Hallo Nando
    Das Ganze ist wirklich sehr übersichtlich aufgearbeitet und strukturiert. Da steigt unsereins dahinter 🙂
    Was mir persönlich fehlt, ist der Blick auf jene Menschen, deren Jobs wegautomatisiert werden und die nicht fähig sind, die kreativen, anspruchsvollen Jobs auszuüben, welche zukünftig gefordert sind. Wie gehen wir in Zukunft mit Menschen um, welche nicht mehr – und zwar von Jugend auf – in die Arbeitswelt integriert werden können, weil es keine Jobs für ihre Kompetenzen mehr gibt?
    Die können dann zwar den ganzen Tag spielen, aber das meinst du wohl eher nicht, gell?

    • Lieber Danny, danke für deine Gedanken! Ja, diese Transformation wird nicht für alle positiv verlaufen. Zahlen von 40-50% aller Arbeitnehmenden, die bis in 15-20 Jahren ihren Job verlieren dürften, sind schon angsteinflössend (auch wenn sie zu hoch gegriffen sein sollten). Wichtig scheint mir zweierlei: Erstens, dass junge Menschen ihre Kreativität und ihre Lernfreude möglichst erhalten können, dass sie also möglichst nicht auf Leistung getrimmt werden und zweitens, dass Erwachsene sich nicht auf bestehende Jobs konzentrieren, sondern auf ihre Leidenschaften (die sie vielleicht erst wieder herausfinden müssen) und sich damit selbst einen Job designen.

      Wichtig scheint mir auch, dass meine Ausführungen oben einen allgemeinen Trend beschreiben. Es wird immer Jobs geben, die nicht sehr anspruchsvoll sind, genauso wie es auch in der industrialisierten Phase immer Menschen gab, die sich nicht in die Leistungsorientierung reinziehen liessen und ihre Leidenschaft gelebt haben.

  • Wunderbare Denkanregungen. An meinen eigenen Kindern (schon erwachsen) merke ich wie Leistungsgedanken und Konsumstreben immer unwichtiger werden und die Freude am Tun das Leben ausmacht.

    • Danke für deine Rückmeldung 🙂 Ja, ich glaube auch, junge Menschen befreien sich immer mehr von der Leistungsorientierung. Finde ich eine sehr ermutigende Richtung!

  • Danke Nando für deine prägnante Zusammenstellung. Deine Ausführungen im SOL-live zum Thema Spiel sind mir noch in bester Erinnerung! Ich freue mich in meinem Umfeld junge Leute zu sehen, welche vermehrt starre, leistungsorientierten Strukturen spielerisch aufweichen und dadurch einen positiven, lustvollen Umgang mit Problemstellungen erfahren. Die Digitalisierung unterstützt diese Art von Lernen!

    • Liebe Barbara, vielen Dank für deine Rückmeldung zum Artikel und zu damaligen SOL-live-Treffen. Beides freut mich sehr!

      Liebe Grüsse,
      Nando

  • Besten Dank, Nando, für diese wunderbare Zusammenstellung und den Denkanstoss.
    Das Fazit «Arbeiten ist Spielen» muss ich für mich zuerst noch auf die Reihe kriegen. Im Moment gelingt mir das noch nicht so ganz. Anscheinend bin ich aber ein spielorientierter Mensch, wenn man das daran misst, mit welcher Leidenschaft ich meine Tätigkeiten pflege.

    • Lieber Thomas, danke für deine Rückmeldung! Toll, dass du mit grosser Leidenschaft arbeitest! Dann fühlt sich die Arbeit für dich wie ein Spiel an, oder? Ein Spiel mit allem was dazu gehört: Herausforderungen, Unerwartetes, Begeisterung, Flow…

  • Tolles Aufzeigen, dass das Leben und die Entwicklung ein Weg ist, auf dem wir entdecken, ausprobieren und mit Veränderungen, Hindernissen und Umwegen am besten situativ, spielerisch und mit Freude erfahren.

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