Die Psychotherapeutin Terri Cole hat mit "Boundary Boss - Meine Grenzen setze ich selbst" ein wichtiges Buch geschrieben im Übergang von der fremdbestimmten industrialisierten Zeit zur deutlich selbstbestimmteren digital geprägten Zeit. Denn sich abgrenzen lernen ist eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben.
Zwei widersprüchliche menschliche Bedürfnisse
Wir Menschen haben drei psychische Grundbedürfnisse:
- Wir wollen das Gefühl von Kompetenz spüren, also das Gefühl, etwas bewirken zu können.
- Wir wollen das Gefühl haben, selbst über uns zu bestimmen.
- Wir wollen sozial eingebunden sein.
Mit anderen Worten: Wir wollen gleichzeitig leben, was aus uns gelebt werden will, also authentisch sein. Und wir wollen Menschen um uns haben, die uns mögen.
Das sind zwei widersprüchliche Bedürfnisse. Beim ersten sind die Antennen nach Innen gerichtet: Unser Ego will sich austoben und das zum Ausdruck bringen, was in uns veranlagt ist.
Beim zweiten sind die Antennen nach Aussen gerichtet: Was denken andere von mir? Bin ich auch wirklich ein Teil des Ganzen?
So entsteht ein ewiger innerer Kampf zwischen den Bedürfnissen nach Bindung und nach Authentizität, wie Gabor Maté es in seinem Bestseller "Vom Mythos des Normalen" beschreibt.
Im optimalen Fall binden wir uns an Leute, die uns so mögen und lieben, wie wir im Kern sind. Dann können wir beide Bedürfnisse unter ein Dach bringen. Doch dem ist längst nicht immer so.
Das Bindungsbedürfnis hat die Nase vorn
In der industrialisierten Gesellschaft der letzten 250 Jahre hatte sich die Waage zugunsten der Bindung geneigt.
Weshalb? Lohnarbeit war normal. Menschen im Erwerbsalter strebten nach einer Arbeitsstelle. Als Angestellte in hierarchischen Institutionen mussten sie Leistungserwartungen erfüllen, die Vorgesetzte definiert hatten. Nur, wer diese erfüllen konnte, war akzeptiert.
Das oberste Interesse war folglich, die Erwartungen von Vorgesetzten zu erfüllen. Die Antennen der Arbeitnehmenden waren nach aussen gerichtet. Leistungsorientierung lautete das Paradigma der industrialisierten Gesellschaft.

Weshalb tust du,
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Abgrenzung fällt schwer
Das führte dazu, dass viele Menschen Mühe haben, sich abzugrenzen, also die eigenen Bedürfnisse anzumelden und durchzusetzen. Stattdessen fragen wir im Stillen, was andere von uns erwarten.
Die eigenen Bedürfnisse mussten – und müssen meist noch immer – hinten angestellt werden.
Die australische Sterbegleiterin Bronnie Ware schildert in ihrem Buch "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen", dass Sterbende vielfach wünschen, sie hätten ihr eigenes Leben gelebt und nicht ständig Erwartungen von anderen erfüllt.
So werden wir zum Boundary Boss – zum Abgrenzungsexperten
Wer sich zu sehr nach anderen richtet, verleugnet sich selbst. Das führt zu einer Reihe von psychischen Problemen.
Mit diesen Problemen hat die Psychotherapeutin Terri Cole täglich zu tun. So kam es, dass sie das Buch "Boundary Boss - Meine Grenzen setze ich selbst!" schrieb.
Ihr Botschaft ist klar: Wir müssen nicht ständig Erwartungen anderer erfüllen. Wir dürfen uns auch um unsere eigenen Bedürfnisse kümmern. Dazu müssen wir lernen, uns abzugrenzen.
Allerdings ist das gar nicht so einfach. Zuerst müssen wir merken, dass wir gerade mal wieder ein Bedürfnis von jemand anders erfüllen und gar nicht unser eigenes. Dann müssen wir unsere eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrnehmen. Und zum Schluss müssen wir uns auch getrauen, unsere Bedürfnisse vor die Bedürfnisse anderer zu stellen und so Mitmenschen zu enttäuschen.
Umgekehrt gibt es Menschen, die die Abgrenzungsschwierigkeiten von jemandem eiskalt ausnutzen und perfide Strategien entwickelt haben, ihre Mitmenschen zu manipulieren, um sie dazu zu einem bestimmten Verhalten oder zu einer bestimmten Handlung zu verleiten.
Reise der Heilung
Terri Cole listet diese Strategien und wie wir uns dagegen wehren können. Das ist aber noch nicht alles:
Glaubenssätze wurzeln in unserer Kindheit und können unser Abgrenzungsverhalten, unsere Identität und unser Selbstverständnis negativ beeinflussen.
– S. 111
Die Reise zu mehr Authentizität ist eine Reise der Heilung, des Entdeckens, Aufräumens und Sich-Selbst-Kennenlernens.
Deine Heilung kommt von deinem Mut zu fragen, was du wahrhaftig willst, unabhängig davon, was die andere Person tut.
– S. 199
"Deine Heilung kommt von deinem Mut zu fragen, was du wahrhaftig willst, unabhängig davon, was die andere Person tut." S. 199
Fazit
"Boundary Boss - meine Grenzen setze ich selbst" ist ein wichtiges Buch, aber erst der Anfang. Das Buch liest sich leicht – und legt sich dann auch schnell zur Seite. Wie bei allen Büchern, die eine innere Arbeit erfordern, müssen wir nach dem Lesen auch selbst ins Handeln kommen.
Weitere Informationen zum Buch und zu Terri Cole
- Website von Terri Cole (engl.): https://www.terricole.com
- Website zum Buch (engl.): https://boundarybossbook.com

Der Bestseller von Terri Cole
Befreie dich vom Überfunktionieren, Übererfüllen und Gefallenwollen! Viel zu oft bringen wir unsere Wünsche oder Tabus nicht zum Ausdruck, sondern verstecken unsere Bedürfnisse hinter passiv-aggressivem Verhalten oder verdrängen unsere Emotionen, bis wir explodieren. Für ein gesundes, glückliches und selbstbestimmtes Leben ist es unabdingbar, klare Grenzen zu ziehen und zu kommunizieren – ohne Schuldgefühle und Drama!
In „Boundary Boss“ zeigt dir die bekannte US-Psychotherapeutin Terri Cole, wie das geht. Du lernst zuverlässige Strategien und Techniken, um deine Bedürfnisse zu erkennen, deinen „Grenzplan“ neu zu gestalten und kraftvolle Abgrenzungsskripte anzuwenden. Außerdem erfährst du, wie du mit „Grenzzerstörern“ umgehst, Co-Abhängigkeiten vermeidest und gesunde Beziehungen aufbauen kannst.
Für Frauen, die erschöpft sind vom Über-Erfüllen und Über-Empfinden: Werde ein Boundary Boss!
– Deutsche Erstausgabe –

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