7. Dezember 2023

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Du hast keine Leidenschaften und weisst nicht, was dich beruflich erfüllen könnte? Kein Problem. Jeder Mensch hat ganz individuelle Antriebskräfte – meistens vier bis sieben an der Zahl. Mit diesen Bauteilen deiner Leidenschaften kannst du jederzeit packende Projekte generieren. Ich erkläre dir, wie du deine ganz persönlichen Antriebskräfte entdeckst.

Was sind Antriebskräfte?

Antriebskräfte sind die Bauteile deiner Leidenschaften. Sie sind das, was dich von innen heraus antreibt, was dir Energie verleiht, um dich in ein Thema einzufressen, eine Langstreckenwanderung anzupacken oder ein Bild zu malen.

Jeder Mensch ist einzigartig und entsprechend hat jeder Mensch ganz persönliche Antriebskräfte. Du kannst deine individuellen Antriebskräfte wie Lego-Bauklötze zusammenbauen und so jederzeit Ideen für erfüllende Tätigkeiten generieren, die auf deine Persönlichkeit zugeschnitten sind. Ausserdem geben dir die Antriebskräfte Antworten auf dein Warum (deine Werte), dein Was und dein Wie.

Wie findest du deine Antriebskräfte?

Hast du dich schon mal gefragt, weshalb dich gewisse Tätigkeiten, Menschen, Orte oder Geschichten faszinieren, während anderes dich kalt lässt? Und hast du dich gefragt, was genau dich an deinen Faszinationen fasziniert?

Das sind die ersten beiden Schritte, um deine Antriebskräfte zu entdecken. Es fehlt nur noch der letzte: Fasse die Gründe für deine Faszinationen zusammen, ohne dass wichtige Facetten verloren gehen.

Zuerst betrachten wir, was überhaupt Faszinationen sind, Anschliessend erkläre ich dir die drei Schritte im Detail. Unser Ansatz basiert übrigens auf bekannte Coaching-Methoden, die auch bei Spitzensportlern verwendet werden.[1]

Was sind Faszinationen

Faszinationen sind Dinge, die dich tief berühren. Wie ein unsichtbarer Faden besteht eine Verbindung zwischen dem, was dich fasziniert und dir. Das können wir nutzen: Wenn wir wissen, was dich fasziniert, können wir uns dem Faden entlang angeln und gelangen zu einem Element deiner Einzigartigkeit.

Zum Beispiel faszinierende Filme...

Eine Faszination ist mehr als etwas, was dir einfach Spass bereitet. Ein Film kann spannend oder lustig sein, so dass du ihn gerne schaust und die 90 Minuten geniesst. In diese Kategorie kannst du schnell mal hundert Filme oder mehr einordnen.

Ein Film, der dich fasziniert, schaust du hingegen immer wieder. Du spürst ein ganz besonderes Kribbeln und investierst vielleicht Stunden, um mehr über den Hintergrund des Filmes zu erfahren. Dieses tiefe Gefühl der Verbindung stellt sich nicht bei hundert Filmen ein, eher etwa bei fünf.

...oder faszinierende Orte

Genauso geht es dir bei Orten, Tätigkeiten oder Menschen. Du magst vielleicht die Provence, die kroatische Küste, die Fjorde Norwegens und viele weitere hübsche Urlaubsorte. Doch eine tiefe Faszination stellt sich nur auf Kreta ein. Dies ist wie eine zweite Heimat für dich. Du erzählst bei jeder Gelegenheit mit leuchtenden Augen über diese Insel oder über einen bestimmten Aufenthalt dort . Mein persönliches Kreta ist übrigens der Yellowstone-Nationalpark.

Hast du den Unterschied zwischen Interesse und Faszination verstanden? Dann lass uns zu Schritt 1 gehen.

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Schritt 1: Liste deine Faszinationen

Scanne gedanklich dein Leben durch, von deinen ersten Erinnerungen bis heute. Was hat dich fasziniert oder fasziniert dich noch immer? Schreibe alle Faszinationen auf.

Folgende Fragen unterstützen dich, möglichst viele Faszinationen zu finden:

  • Welche Tätigkeiten und Spiele haben dich im Laufe deines Lebens fasziniert?
  • Welche Personen haben dich im Laufe deines Lebens fasziniert? Denke dabei sowohl an real existierende Menschen wie eine Tante oder ein Promi, als auch an fiktive Figuren wie Harry Potter oder Pippi Langstrumpf.
  • Welche Geschichten (Bücher, Filme, Erzählungen) haben dich im Laufe deines Lebens fasziniert?
  • Welche Orte haben dich im Laufe deines Lebens fasziniert? Das können Orte sein, die es nur einmal gibt – zum Beispiel Paris oder das Matterhorn – wie auch generische Orte, wie Werkstätten, Backstuben oder bestimmte Art von Gärten.
  • Welche Wunschträume haben dich im Laufe deines Lebens fasziniert? Schreibe alle auf, unabhängig davon, ob sie realistisch sind oder nicht.

Schritt 2: Liste die Gründe für deine Faszinationen

Du hast nun eine Liste von Faszinationen erstellt. Überlege als nächstes bei jeder Faszination, was dich daran fasziniert. Bevor du beginnst: Du machst dir das Leben leicht, wenn du jeden Grund für eine Faszination einzeln aufschreibst. Zum Beispiel einzeln auf ein digitales oder physisch vor dir liegendes Kärtchen.

Vielleicht fasziniert dich bei der Fotografie der Fokus auf einen winzigen Ausschnitt des Lebens. Oder du willst vor allem Widersprüche einfangen. Oder Erstaunliches.

Es kann gut sein, dass dich an einer Sache mehrere Dinge faszinieren. Dann schreibe alle auf. Und zwar einzeln.

Eine Besonderheit sind faszinierende Tätigkeiten und Spiele: Hier gibt es meistens Situationen, die sich perfekt angefühlt haben. Und andere, in denen du nicht so richtig hineingefunden hast. Vergegenwärtige jene Situationen, die sich sehr, sehr stimmig angefühlt haben. Was macht diese Situationen aus? Das sind die Gründe für deine entsprechende Faszination.

Schritt 3: Fasse deine Gründe zusammen

Nun kommt der ansprungsvollste Schritt. Du wirst erkennen, dass sich die Gründe deiner Faszinationen ständig wiederholen. Vielleicht sind sie identisch oder doch sehr ähnlich. Das liegt daran, dass sich dahinter die Bauteile deiner Leidenschaften verbergen.

Fasse also zusammen, was zusammen gehört. Wichtig: Dabei sollen keine Facetten verloren gehen. Und genau das ist das Schwierige.

Ob du mit physischen Kärtchen arbeitest oder mit einem passenden digitalen Werkzeug, ist dir überlassen. Digital eignen sich Dienste mit Kanban-Funktionalität, zum Beispiel Notion oder Padlet.

Du kannst über zwei Wege zum Ziel gelange. Wähle den, der dir am besten liegt.

Weg 1: Schubladenbeschriftungen

Nimm die Kärtchen mit den Gründen deiner Faszinationen zur Hand. Breite sie auf dem Tisch aus und gruppiere sie so, dass ähnliche Gründe zusammen sind. Stell dir vor, jede Gruppe sei eine Schublade einer Kommode.

Widme dich nun einer Gruppe zu. Die Kärtchen liegen also in einer gedanklichen Schublade. Du sollst die Schublade beschriften, so dass du später schnell die richtige Schublade aufziehen kannst, wenn du ein Kärtchen suchst.

Das kannst du tun, indem du einfach alle Stichworte auf den Kärtchen aussen an die Schublade schreibst. Das kann unter Umständen aber ziemlich langes Lesen erfordern, und du brauchst recht lange, bis du die richtige Schublade gefunden hast.

Fasse deshalb zusammen. Wichtig: Dabei sollen keine Aspekte verloren gehen. Die Essenz liegt oft zwischen den Aussagen der Kärtchen. Diese gilt es, herauszukristallisieren.

Beispiel: Du hast ein Kärtchen "Mit Worten spielen und dabei neues über mich selbst entdecken", eines "Auseinandernehmen von Sprache" und noch einige mehr. Daraus entsteht dann die Schubladenbezeichnung "Das Auseinandernehmen von Sprache lässt Neues entstehen".

Die Schubladenbezeichnungen sind deine Antriebskräfte.

Weg 2: Eins nach dem anderen

Bei dieser Methode brauchst du einen leeren Tisch oder einen freien Fussboden. Lege zuerst acht leere Kärtchen nebeneinander aus, am besten ganz oben auf dem Tisch oder auf dem Fussboden. Jedes leere Kärtchen ist gewissermassen die Überschrift einer Spalte (die noch leer ist). Schreibe auf das achte Kärtchen, also das ganz rechts, "Aufbewahrungsbox".

Lege dir ausserdem einen Bleistift und einen Radiergummi bereit.

Nun nimmst du ein Kärtchen und legst es unterhalb des ersten leeren Kärtchens hin. Das leere Kärtchen darüber ist die Zusammenfassung sämtlicher Kärtchen in derselben Spalte. Somit schreibst du vorerst auf das leere Kärtchen dasselbe, was auf dem Kärtchen darunter liegt.

Nimm ein zweites Kärtchen. Passt das zum ersten? Dann lege es wiederum in die selbe Spalte. Nun musst du die Überschrift anpassen. Tue das so, dass kein Aspekt der beiden Kärtchen darunter verloren geht, aber die Zusammenfassung so kompakt wie möglich formuliert ist.

Passt das zweite Kärtchen nicht, lege es in die zweite Spalte, also unterhalb des zweiten leeren Überschriftenkärtchens. Natürlich musst du dann die Überschrift wieder entsprechend anpassen.

Dinge im Detail verstehen

Dingen auf den Grund gehen

Funktionsweise herausfinden

Zusammenspiel von Unterschiedlichem

Zusammenspiel von Unterschiedlichem

Tue das nun mit allen Kärtchen. Vielleicht gibt es Kärtchen, die dir nicht wirklich wichtig erscheinen oder die nirgends so richtig hingehören. Lege sie in die Aufbewahrungsbox.

Wenn du fertig bist, schaust du dir die Kärtchen in der Aufbewahrungsbox an. Vielleicht kannst du nun einige davon doch einer der anderen sieben Spalten zuordnen. Dann tue das. Die übrigen lässt du einfach in der Box, die benötigst du nicht mehr.

Es kann übrigens gut sein, dass einige Spalten leer sind.

Die fertigen Spaltenüberschriften sind deine Antriebskräfte.

"Richtige" Formulierungen

Wie sollen deine Antriebskräfte formuliert sein? Das Gute ist: Du bist völlig frei. Du kannst einzelne Begriffe als Aufzählung aneinanderreihen. Oder ganze Sätze schreiben. Oder Satzfragmente. So wie es für dich passt.

Zur Inspiration hier meine persönlichen Antriebskräfte:

  • Etwas Neues entstehen lassen, das frei ist und sein Potenzial entfaltet
  • Sich blind verstehen
  • Andere überraschen
  • Mit Ernst und Humor ein rundes System entdecken, bei dem alle Teile perfekt passen
  • Freiheit, Natur, Ursprünglichkeit, Authentizität

Meine Antriebskräfte sind eher minimalistisch formuliert. Andere mögen es detaillierter – auch das ist richtig.

Warum, Was, Wie

"Nur wenige Menschen und Firmen können klar formulieren, warum sie tun, was sie tun. Wenn ich warum sage, meine ich nicht Geld verdienen. Das ist nur das Resultat. Warum heißt, was ist das Ziel, der Beweggrund, der Glaube? Warum existiert deine Firma? Warum stehst du jeden Morgen auf? Und warum sollte das jemanden interessieren?"

Dies schreibt Simon Sinek in seinem Buch "Frag immer erst: Warum".[2] Er plädiert dafür, dass das Warum an erster Stelle kommt, noch vor dem Was und dem Wie.

Die Antriebskräfte geben dir Antwort auf alle drei W-Fragen. Nimm meine Antriebskräfte als Beispiel. "Freiheit, Natur, Ursprünglichkeit, Authentizität" ist mein Warum. Genauso wie der Satzteil "das frei ist und sein Potenzial entfaltet".

Das Was verbirgt sich in "Etwas Neues entstehen lassen" sowie in "ein rundes System entdecken, bei dem alle Teile perfekt passen". Und das Wie in "Sich blind verstehen", "Andere überraschen" und "Mit Ernst und Humor".

Somit weiss ich, warum ich etwas tun soll, was ich tun soll und wie ich es tun soll. Allerdings sind die Antworten nur die Bauteile. Welche Tätigkeiten ich daraus zimmere liegt an mir und an meinem Entwicklungsstand. Mit 5 Jahren habe ich andere Dinge daraus gemacht als heute.

PS: Ich sehe die Priorität gleich wie Simon Sinek. Wenn du dein Warum nicht ausleben kannst, wenn dein Arbeitgeber vielleicht sogar gegen deine eigenen Werte handelt, wirst du dich sehr viel unwohler fühlen, als wenn du dein Wie nicht zu hundert Prozent leben kannst.

Einige Tücken

Du hast nun vielleicht 3 Stunden oder mehr investiert, um mehr über dich zu erfahren.

Vielleicht haben sich in deine Formulierungen Dinge eingeschlichen, die nicht wirklich zu deinen Antriebskräften gehören. Zum Beispiel Ersatzbefriedigungen. Oder aktuelle Ausprägungen deiner Wünsche. Oder allgemeine psychische Grundbedürfnisse, die alle Menschen haben.

Diese herauszufiltern, ist nicht ganz ohne. Sie äussern sich meistens darin, dass diese Formulierungen für dich keine Kraft haben, dich nicht berühren.

Gerne kannst du dich an einen Spiel-dein-Leben-Coach wenden, wenn du dir Unterstützung in diesem Prozess wünschst. Sie kennen sich mit den Antriebskräften sehr gut aus und haben auch massgeschneiderte Materialien zur Hand, die du nur noch auszufüllen brauchst.

Antriebskraft-Materialien

Wie geht es weiter?

Nun kannst du deine aktuelle berufliche Tätigkeit analysieren. Inwiefern lebst du deine Antriebskräfte? Kannst du sie vielleicht so ändern, dass die Tätigkeit mehr Antriebskräfte abdeckt? Besonders die Wie-Elemente in deinen Antriebskräften lassen sich oft ganz bewusst zu einer Tätigkeit hinzufügen. Natürlich ist es auch möglich, einen Teil der Antriebskräfte als Hobbys auszuleben.

Die Antriebskräfte sind wesentliche Elemente deiner Einzigartigkeit. Weitere Elemente sind deine tiefen Stärken, deine besonderen Erfahrungen und dein Wissen und Können. Mit all diesen Elementen kannst du das Einzigartigkeitsspiel spielen und dadurch Tätigkeitsideen generieren, die zu dir passen.

Quellen

[1] Kerry Spackman: The Winner's Bible; Talentkompass NRW; diverse Quellen von Frithjof Bergmann
[2] Simon Sinek: Frag immer erst: Warum? Redline Verlag, 2014

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Über den Autor

Nando Stöcklin

studierte Ethnologie und promovierte in Pädagogik. Beruflich beschäftigte er sich als Forschungsmitarbeiter mit den Auswirkungen der digitalen Transformation und mit Spielen. Er ist überzeugt, dass ein natürliches, gesundes Leben sich genauso magisch anfühlt wie Spielen. Mithilfe des von ihm entwickelten Magie-Mischpults hilft er als Magie-Doktor Menschen zurück in das natürliche Spiel des Lebens.

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